Ein Buch mit Fotos und Interviews mit den letzten 26 DDR Schauspielstudenten
Als vor der Tür die Mauer fiel standen die letzten 26 DDR Studenten der Schauspielschule auf der Bühne des Berliner Ensemble und spielten in "Blaue Pferde auf rotem Gras" die Oktoberrevolution im Moskau des Jahres 1920. Nicht ahnend, dass sich in diesem Moment ihr Lebensweg radikal verändern würde. Damals fotografierte ich sie und heute möchte ich es wieder tun und erfragen, was der 9.November 89 mit ihrem Leben gemacht hat.
Meine Geburts- und Heimatstadt Potsdam liegt mir sehr am Herzen. Und gerade jetzt, wo
sich das Zentrum dieser Stadt scheinbar in Lichtgeschwindigkeit radikal verändert, bin ich
sehr bemüht, meine innige Verbundenheit mit ihr zu pflegen. Dabei hilft es mir manchmal,
mich meiner Jugendjahre zu erinnern und die alten Fotos anzuschauen. Damals erbte ich
eine schöne Mittelfomatkamera von meinem Großvater. Eins meiner ersten Projekte damit
war ‚Gutenbergstraße bei Nacht‘. Das war 1986 kurz vor dem absoluen Zusammenbruch
der Straße. ...
Im Osten erlaubt man den Dingen ungestört alt zu werden, zusammenzubrechen und wieder zu dem Staub zu werden, aus dem sie erschaffen wurden. Wie ich auf meiner Reise durch Osteuropa bis nach Georgien beobachten konnte, gilt das gleichermaßen für Häuser, Schlösser, Kirchen, Fabriken und auch für Tiere und Menschen. Mit der Alterung und dem Verfall ist keine Scham verbunden.
Während man im Westen permanent konserviert, verjüngt, restauriert, recycelt, upcycelt oder die alten Dinge oder Menschen wegräumt und versteckt, wegschließt oder eliminiert, sind sie im Osten als Teil des Werdens und Vergehens überall sichtbar.
Wenn ich als Fotograf in Deutschland nach Motiven von Geschichte und Verfall suche, habe ich es immer mit hohen Zäunen oder bissigen Wachleuten zu tun. Je weiter ich auf meiner Reise im Herbst 2022 östlich gefahren bin, desto schamloser zeigte sich mir die Vergänglichkeit der Dinge und war diese als Teil der Kultur und Gesellschaft auch sichtbar und zugänglich.
Ein Fest für mich und die Linsen meiner Fotoapparate! Viel Vergnügen damit!
Die Wahrheit
Ihr meint, es könne nicht angehen, dass Löwen
Geschichten erzählen oder gar aufschreiben
könnten? Das wäre doch schade! Bedeutete es
doch, ihr würdet die Erlebnisse des Kleinen
Wildkaters während er heran wächst niemals
erfahren!
Lasst uns doch also derweil, zumindest für die
Zeit der Lektüre dieses Buches darauf einigen,
dass Löwen sehr wohl Geschichten erzählen
und aufschreiben können. Denn nur ich, der
Große Löwe habe den Kleinen Wildkater
heranwachsen sehen und kann euch davon
berichten.
Wollte nicht jeder schon mal die Geschichten seiner Großeltern notieren, damit sie nicht verloren gehen? Die Vergänglichkeit der menschlichen Erinnerung in Papier brennen? Noch mal ganz genau fragen, wie das war im Krieg oder beim Wirtschaftswunder? Ich hatte das eigentlich gar nicht vor. Ich wollte nur die Kochrezepte meiner Großmutter Martha abschreiben, um sie besser benutzen und weitergeben zu können. Die Rezepte aus dem kleinen abgegriffenen braunen Büchlein in ihrer Küchenschublade. Nur ich konnte sie nicht lesen und musste immer wieder nachfragen.
Und dabei erfuhr ich nicht nur die Details und die besonderen Tricks, sondern auch die dazugehörigen Lebensgeschichten: wie sie mit 14 auf dem Hof in Schlesien ihr Lieblingskaninchen schlachten und zubereiten musste, wie sie Punschtorte im Postpaket zu ihrem Mann an die Front nach Sizilien geschickt hat, wie sie Lammfleisch, Sardellen und Zigarettenkippen aus der amerikanischen Kaserne geschmuggelt hat, und vieles mehr.
Und plötzlich scheint sich das Leben meiner Großmutter entlang von Kochrezepten zu entfalten und ich beginne zu verstehen, dass Kochen und Essen in einem Leben mit zwei Weltkriegen, Flucht, Vertreibung und diversen Krisen eine ganz andere Bedeutung hat, als in unserer Wohlstandsgesellschaft.
Gemeinsam mit der Grafikerin Patricia Vester haben wir zehn der Rezepte aus dem kleinen abgegriffenen braunen Büchlein ausgewählt, aufgeschrieben, ausprobiert, gekostet, fotografiert, illustriert und die dazugehörigen Lebensgeschichten aufgeschrieben. Und da sind sie, DIE REZEPTE DES LEBENS AUS DEN KOCHTÖPFEN DER MARTHA FLEISCHHAMMEL. Meiner Großmutter, die heute mit 103 Jahren in Berlin lebt
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